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Geschichten

NADINE G. berichtet über ihr Leben/ Veröffentlichung im IKH – Infoheft

Bewohnerin des Hauses Lefina, Mutter einer Tochter, Samira, geb. 10. Januar 2007

Als meine Eltern sich damals getrennt haben, war ich elf Jahre alt und bis dahin war mein Leben sehr schön. Meine Mutter hatte sich damals von meinem Vater getrennt, da sie jemanden Neuen kennengelernt hatte. Ich bin damals mit meiner Mutter ausgezogen und von da an ging nur noch Alles schief in meinem Leben. Ich durfte damals alles von meiner Mutter, so lange weg bzw. raus wie ich wollte, ich durfte rauchen und auch Alkohol trinken.

Und von da an habe ich mich auch nicht mehr um die Schule gekümmert, hatte dann meinen ersten Freund und hatte nur noch Zeit für ihn. Ungefähr 1 Jahr später ist meine größte Schwester zu uns gezogen und dann durfte ich nicht mehr so viel wie vorher, musste sogar mein Zimmer teilen. Das wurde mir einfach alles zu viel und ich habe mich alleine gefühlt, da Mama viel zeit mit ihr verbracht hat. Ich bin dann von zu Hause abgehauen, kam wochenlang nicht nach Hause und hatte mich auch nicht gemeldet. Meine Mutter lernte dann noch einen neuen Mann kennen, den ich aber später sehr nett fand. Ich war damals mit seinem Sohn zusammen. Dann sind die Beiden zusammen gezogen und mein Freiraum wurde noch kleiner, da seine jüngste Tochter mit zu uns zog und ich mir dann mit ihr ein Zimmer teilen musste. Und um meine Schule hatte ich mich immer noch nicht wirklich gekümmert. In der Anfangszeit hatte ich viel Ärger mit Mamas neuen Freund, bin dann wieder wochenlang von zu Hause abgehauen und hatte mich nicht gemeldet.

Dann einige Jahre später als ich 14 Jahre war, lernte ich Sascha S. kennen, meine große Liebe. Also zwischendurch bin ich noch zu meinem Vater gezogen, wo ich auch noch wohnte, als ich Sascha S. kennen gelernt habe. Damals bin ich wieder abgehauen und wohnte dann ungefähr 1 Jahr bei Sascha S.. Ohne dass, mein Vater wusste wo ich bin. Mein Vater mag Sascha S. nicht, da er mich damals mit versteckt hatte. Zwischendurch waren wir auseinander und ich habe dann bei einer Freundin geschlafen. 1 Woche später bin ich zum Frauenarzt gegangen um mich untersuchen zu lassen, und da stellte sich am 22. Mai 2006 heraus, dass ich in der 7 Woche schwanger bin. Für mich ist in diesem Moment eine Welt zusammen gebrochen, ich war 16 Jahre als und selbst noch ein Kind. Mein Frauenarzt hat mir Mut gemacht und meinte: „Überlege es dir gut, du hast noch genug Zeit dich zu entscheiden.“ Ich bin dann sofort zu meiner Schwester gefahren und habe es ihr erzählt. Und dann musste ich nach Langem das erste Mal wider mit meiner Mutter reden, und ihr auch noch sagen, dass ihre kleinste Tochter schwanger ist. Meine Mutter war geschockt und konnte nichts zu mir sagen, doch wenige Minuten später sagte sie: „Egal was du machst, ich unterstütze dich und bin für dich da.“ Meine Mutter gab mir in diesem Moment sehr viel Liebe und diese Liebe habe ich dann zu diesem Kind in meinem Bauch gespürt. Ich habe mich für das Kind entschieden und noch bis Heute bin ich glücklich mit meiner Entscheidung. Sascha S. ist der Vater und wir sind jetzt eine wunderschöne, glückliche Familie.

Meine Mutter hatte mit Absprache mit mir beim Jugendamt angerufen und gefragt, was wir machen können, da ich auch nicht zurück zu ihr konnte und wollte. Das Jugendamt hat die Einrichtung Lefina vorgeschlagen. Ich habe sie mir angeschaut und ich habe mich da gleich wohl gefühlt. 2 Wochen später bin ich da eingezogen. Und von da an hat sich mein Leben wieder um 180° gedreht.

Habe wieder eine sehr gute Freundin gefunden. Natascha A. hat mir gezeigt, dass das Leben Spaß macht, auch als junge Mutter, sie hat jetzt auch einen Jungen zur Welt gebracht.Ich habe nur leider das Leben im Haus mit Lügen aufgebaut.

Im Sommer 2007 fing ich wieder mit der Schule an und bin da leider auch mit Lügen angefangen. Ach so am 10.01.2007 habe ich eine gesunde Tochter auf die Welt gebracht, und ich bin richtig stolz auf sie (mit 8 Monaten fing sie zu laufen an) und sie ist einfach mein Glück auf Erden. Aber es ist auch nicht immer leicht mit ihr, Samira ist sehr anfällig für Krankheiten. Aber dafür bin ich ja zum Glück im Haus Lefina, auch wenn es da manchmal echt zum Kotzen ist. Zurück zur Schule! Ich habe es nie gelernt ehrlich zu sein, ich bin mit Lügen groß geworden. Also bis vor ein paar Wochen wollte ich die Schule noch abbrechen und die Hilfe im Lefina schmeißen und Samira abgeben. Da ich ja Alle angelogen habe, wollte keiner mehr was mit mir zu tun haben, auch noch nicht mal mehr Sascha S., da ich echt alle belogen und das Vertrauen ausgenutzt habe, konnte ich auch nicht mehr weg laufen, sondern musste mich der Situation stellen. Meine Lehrerin Frau Niemann hat echt Alles, aber auch Alles versucht, dass ich wieder zur Schule komme. Ich habe es aber immer verneint. Gitta M. hat dann „hinter meinem Rücken“ einen Termin mit Frau Niemann gemacht und ich musste da dann hin. Habe dann erst mit Frau Niemann, Gitta und Frau Klütz gesprochen. Danach folgte ein Gespräch mit einer Mitschülerin, die am meisten betroffen war, Monique S. , und sie tat es zum Glück auch. Wir haben uns dann die Meinung gesagt und das war positiv.

Dann kam das Größte, wovor ich Angst hatte, ich musste mich vor der ganzen Klasse entschuldigen und es tat mir wirklich schwer, da ich nie gelernt habe mich zu stellen, wenn ich Fehler gemacht habe, und auch dieses Gespräch war positiv.Seit dem gehe ich wieder zur Schule und das Leben im Haus ist auch wieder besser geworden.Ich habe Sascha S. auch viel zu verdanken, er hat mich oft vor die Wahl gestellt und mir so oft gesagt, ich soll aufhören zu Lügen. Jetzt ist er sehr Stolz, genauso wie die anderen und wir verstehen uns wieder sehr gut.Aber ich muss von mir selber sagen: Schule und Kind ist echt anstrengend ich gönne das echt keinem.

„Die Mauer“ von Saskia B.

Ich ging hier hin und wollte etwas verändern. Aber was wollte ich genau verändern?! Das wusste ich selbst noch nicht genau, aber ich wusste wenigstens, dass ich was verändern wollte und so geschah es auch.

Tag ein Tag aus habe ich meine Termine wahrgenommen, bin zu Gesprächen gegangen und habe, so wie ich nun mal bin, sehr viel über Gott und die Welt nachgedacht. Ja ja, diese bösen Gedanken. Man muss es sich so vorstellen, wie eine Mauer, die viel verbirgt, damit andere nicht sehen, wie man wirklich tickt oder fühlt. Eine Mauer, die sich aus vielen Teilen zusammen setzt. Wenn man diese zerstören will braucht man nicht nur eine Person, auch nicht zwei. Man braucht ganz viele von diesen Menschen, die an verschiedenen Stellen ansetzen. Es hört sic so lächerlich an, aber ist erst mal einer bereit sich das anzuschauen, machen die anderen gleich mit. Erst prüfen sie die Mauer. Wie dick ist sie? Wie lang? Wie lange steht sie schon? Weißt sie schon irgendwo Risse oder kleine Abbröckelungen auf? Ja, all das sind Fragen die beantwortet werden müssen, damit man solch eine Mauer zu fall bringen kann. Die kleinen Menschen, ich nenne sie einfach mal klein, sehen so harmlos aus, doch darf man sich nicht täuschen lassen, denn sie haben es Faust dick hinter den Ohren.

Bei manchen Leuten finden diese keinen Menschen niemals eine kleines Loch oder einen Riss! Das sind diejenigen die überhaupt nichts über sich preis geben und alles und jeden abblocken, der ihnen zu nahe kommt um zu helfen. Das schaffen aber die wenigsten.

Bei anderen, und das sind die meisten, so wie auch bei mir, finden diese kleinen raffinierten Männchen immer ein kleines Loch oder einen Riss. Dort setzen sie dann auch gleich an und fangen ganz vorsichtig das Loch zu vergrößern. Zuerst sind sie ganz vorsichtig, hämmern hier und da mal und wollen bloß nicht zu viel Dreck machen, aber wenn die Mauer ziemlich wieder spenztig ist, ist ihnen der Dreck auch nicht so wichtig. Dann hämmern sie mit ihren Meißeln das kleine Loch zu einen größeren Loch, doch immer noch darauf bedacht nichts anderes zu zerstören außer diese Mauer. So geht es dann Tag ein Tag aus. Zwischen durch machen sie mal Pausen, reden darüber, wie sie weiter vorgehen wollen, schlafen oder fahren den ganzen Dreck der sich in der Zwischenzeit angesammelt hat weg, damit auch ja keiner aus die Idee kommt, die Mauer wieder aufzubauen. Sie arbeiten sehr hart und müssen manchmal viel aushalten, aber immer mit dem Gedanken, dass sie da etwas gutes tun und demjenigen damit helfen, auch wenn es derjenige noch nicht weiß!

Damit sind sie dann, manchmal kurz, aber manchmal auch ziemlich lange beschäftigt, weil jede Mauer ist ja unterschiedlich. Leider rennt ihnen auch manchmal die Zeit davon, das heißt dann im Akkord arbeiten und dann schrecken sie vor nichts mehr zurück, weil sie ja schon wissen, warum diese Mauer noch steht. Wenn sie es dann endlich geschafft haben diese Mauer klein zu kriegen, fangen sie auch gleich an die Baustelle zu räumen, alles blitz blank zu machen und dann endlich mache sie sich auf den Weg zu einer neuen Baustelle.

Und wenn man dann noch zu ihnen sagt: „Sie haben mich aber ganz schön weich gekloppt!“, sind sie meistens sogar ein wenig gerührt, aber sagen nur: „Dafür sind wir ja da, dass ist halt unser Job.“ Innerlich sind sie aber sehr glücklich darüber, das alles so gut geklappt hat.

Und so ziehen sie immer weiter, von einer Baustelle zur nächsten.